Projekttage zum Thema „Chancen und Gefahren sozialer Netzwerke“
Nach neuesten Umfragen nutzen in Deutschland 72% der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren regelmäßig Onlinenetzwerke um sich im Internet darzustellen und mit anderen zu kommunizieren. Das eigene Profil im Netz dient der Identitätsentwicklung und der Kontaktpflege. Aber die Veröffentlichung persönlicher Informationen im Netz birgt auch Gefahren; die hinterlassenen Datenspuren sind leicht auswertbar und kommerziell nutzbar. Der Missbrauch der Daten ist damit denkbar einfach. Sind sich die SchülerInnen der Konsequenzen ihrer Datenfreigabe im Internet bewusst und gehen sie gezielt Risiken ein, um die Chancen einer vernetzten Gesellschaft wahrzunehmen? Haben wir es vielleicht auch mit einem Generationenkonflikt zu tun, bei dem die traditionellen Grenzen zwischen Öffentlichem und Privaten in Frage gestellt werden? Oder sind es die Medien, die den Voyeurismus durch Realityfernsehen und Castingshows bedienen und die die Jugendlichen unter Druck setzen nach dem Motto: Nur wenn ich mich öffentlich zeige, bin ich?
Einer möglicherweise risikobehafteten Nutzung durch Jugendliche stehen auf Seiten von Eltern und PädagogInnen verschiedenste Ängste und Befürchtungen gegenüber. Der erhobene Zeigefinger kommt dabei bei Jugendlichen nicht gut an. Wir gehen davon aus, dass die Jugendlichen selber die ExpertInnen in der Mediennutzung sind, moderieren deshalb vor allem den Austausch untereinander und eröffnen durch die praktische Medienarbeit neue Perspektiven auf problematische aber auch auf sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten der sozialen Netzwerke.
Durch die Verbindung des Projekttags mit einem Elternabend, auf der die SchülerInnen ihre Ergebnisse präsentieren, bauen wir gegenseitige Vorurteile ab und gleichen das Wissen der Beteiligten an. Eltern nehmen ihre Kinder als risikobewusste NetznutzerInnen wahr und die SchülerInnen lernen die Befürchtungen der Eltern und PädagogInnen verstehen.
Die Jugendlichen erfahren die Bedeutung und Tragweite von Communities und Internetnutzung
- Die Jugendlichen werden für ihre Privatsphäre sensibilisiert, und über mögliche Gefahren von Datenmissbrauch informiert
- Sie lernen die wichtigsten gesetzlichen Regelungen, die auch im Internet gelten, kennen
- Sie werden sensibilisiert für die Folgen von Mobbing in Netzwerken
- Sie erlernen Medienkompetenzen durch den kritischen Umgang mit dem eigenem Nutzungsverhalten wie auch in der Betrachtung der kommerziellen Interessen der Netzwerkbetreiber
- Eltern und PädagogInnen setzen sich mit Bedürfnissen von Jugendlichen auseinander und erhalten Informationen über Chancen und Gefahren der Nutzung sozialer Netzwerke
Durchführung
Die jeweils sechsstündigen Projekttage finden im November 2010 bis März 2011 statt und werden von drei MedienpädagogInnen durchgeführt. Zu jedem Projekttag gehört ein Elternabend, der durch einen Medienpädagogen moderiert wird.
Der Projekttag beginnt mit einer Einführungsrunde und gegenseitigem Kennenlernen. Spielerisch wird für alle sichtbar gemacht, welche Communites in der Klasse genutzt werden und was jedem einzelnen/jeder einzelnen Privatsphäre bedeutet. Filmbeispiele der Kampagne „Watch Your Web“ führen in das Thema ein. Es werden Aspekte zur kritischen Mediennutzung gesammelt, über die Bedeutung der Teilnahme an Netzwerken diskutiert und eigene Erlebnisse vorgestellt. Drei bis vier SchülerInnen werden ausgewählt, die während des Tages die Aktivitäten dokumentieren und mit einem Weblog begleiten.
Anschließend teilt sich die Klasse in fünf oder sechs Kleingruppen auf, denen unterschiedliche Aufgaben zu den Themen Privatsphäre, Cybermobbing, Datenschutz und Netzidentität gestellt werden. Die Aufgaben werden in Form von Radiospots, Plakaten, Filmen, Fotostorys und Comics gelöst.
Eine der Kleingruppen bereitet eine Talkshow vor und führt diese als Rollenspiel am Ende des Projekttags auf. Die SchülerInnen übernehmen die Rollen eines Elternteils, eines Jugendlichen, eines Datenschutzbeauftragten und eines Mitarbeiters einer Schülercommunity. Sie recherchieren im Netz die Argumente die für oder gegen die Forderung sprechen. In der Talkshow kommen auch die anderen Kleingruppen zu Wort und präsentieren dort ihre Ergebnisse. Die Talkshow wird von uns auf Video aufgezeichnet. Das während des Tages entstandene Weblog bleibt per Passwort geschützt und wird nur den beteiligten SchülerInnen zugänglich bleiben.
Im Anschluss an jeden Projekttag werden die Eltern der beteiligten SchülerInnen zu einem Elternabend zum Thema „Soziale Netzwerke“ eingeladen. Nach einem Inputreferat stellen die SchülerInnen ausgewählte Ergebnisse aus dem Projekttag vor und setzen sich mit den Fragen und Meinungen der Eltern auseinander.
Fernsehworkshop
Bei einem Abschlussworkshop im März 2011 bei ALEX TV (Offener Kanal Berlin) erhalten 15 der SchülerInnen die Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und ausgewählte Ergebnisse in einer ca. einstündigen Fernsehsendung zu präsentieren. Dazu eingeladen werden auch ExpertInnen aus der Politik und der Internetwirtschaft, denen die SchülerInnen ihre Ideen präsentieren und mit denen sie über die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen der Nutzung von Netzwerken diskutieren.
Projektwebseite: www.talknshow.de